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  • Landesgedächtniskapelle Basilika Rankweil

    Aufgabe: Die neue Raumsituation soll religiös motiviert der Ort des aktiven Gedenkens sein, eine Gedenkstätte für alle in den zwei Weltkriegen gefallenen Soldaten und andere Betroffene wie Euthanasieopfer, Gebets- und Andachtsraum. Der Raum als Besinnungs- und Zufluchtsort soll zeitlich auch einen Rahmen für die Betrachtung von gegenwärtigen Ereignissen (Kriege, Terror, Gewalt, etc.) bieten, das Gedenken aktuell machen, die Vielfältigkeit des Leides sichtbar machen.
    Konzept: Wir wollten einen Ort schaffen, an welchem diesem Leid, dieser Sprachlosigkeit etwas entgegengesetzt wird. Wir wollten in diesen unterirdischen Raum Licht bringen, Tageslicht, einen Lichtblick. In die 6m dicke Außenwand wurde ein Loch gebohrt. Am 20.März und am 23.September, zur Zeit der Tag- und Nachtgleichen, dringt ein direkter Lichtstrahl von der Sonne ausgehend in den Raum ein und trifft genau den Mittelpunkt einer Metalltruhe mit wichtigen Erinnerungsstücken. Es ist die Verbindung der Leidposition mit dem Lichtstrahl als Hoffnungsträger. Als Kontrapunkt zum Lichtthema fallen auf der gegenüberliegenden Raumseite im Sekundentakt in eine wassergefüllte Vertiefung im Fussboden Wassertropfen von der Decke und entwickeln einen sanften Klangraum. Wasser steht hier symbolisch für Reinigung, der einzelne Tropfen als Stellvertreter für die vielen durch Leid entstandenen Tränen. Das Intervall dieser Tropfen steht für die Zeitachse. Zeit, welche für die Verarbeitung von Leid erforderlich ist. Das Entfernen von nachträglich aufgebrachten Farbschichten und das Sichtbarlassen des Prozesses sind Synonym für den Prozess der Leidverarbeitung.
    Zeitgleich wurde auch die Fridolinszelle neu gestaltet. Sämtliche Oberflächen wurden in Freskotechnik mittels Rebschwarz (pigmentierte Weinrebenkohle) eingefärbt. Durch die schwarze Farbgebung wird der Raum entmaterialisiert, dessen Grenzen werden aufgelöst. Der Fokus des Betrachters wird auf die beiden wichtigen Elemente Fridolinsstein und Fridolinsfigur gelenkt.

    Team: Andreas Cukrowicz, Anton Nachbaur-Sturm, Simon Metzler, Martina Berlinger, Andrea Metzler, Thomas Marte
    Auftraggeber: Pfarre Mariä Heimsuchung Rankweil
    Fotos: Hanspeter Schiess und Adolf Bereuter für cukrowicz nachbaur architekten
    Konzept 2009, Realisierung 2012